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Lesewettbewerb

Zwischen Wunschpunsch und Monsterorakel

Wochenanzeiger, 7.3.2020, Reiner Terhorst

Die unter Jugendlichen weit verbreitete Aussage, dass das Lesen eines Buches langweilig sei, wurde jetzt eindrucksvoll widerlegt. Elf Schülerinnen und Schüler aus dem Norden und dem Westen Duisburgs, die zuvor den Wettbewerb an ihrer eigenen Schule gewonnen hatten, lieferten sich einen spannenden Lesewettstreit, wer von ihnen der beste Vorleser ist. Die Innenstadt und der Süden der Stadt klären das in einer separaten Veranstaltung.

Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels für die sechsten Klassen an weiterführenden Schulen steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und zählt seit mittlerweile 60 Jahren zu den größten bundesweiten Schülerwettbewerben. Auch in Duisburg gibt es kaum eine weiterführende Schule, die sich nicht daran beteiligt. In diesem Jahr wurden erstmals die Schulen selbst gebeten, sich um die Organisation des Stadt- oder Kreisvorentscheids zu kümmern, was vorher stets der Börsenverein des Deutschen Buchhandels übernommen hatte.

Das Bischöfliche Abtei-Gymnasium in Hamborn hat sich spontan bereit erklärt, die Gastgeberrolle zu übernehmen. „Das war ganz schön aufwendig, aber die Kolleginnen und Kollegen haben sofort toll mitgeholfen“, berichtet Initiatorin Isabell Olszak, Deutsch- und Spanischlehrerin am Abtei-Gymnasium. Den dortigen Schulwettbewerb hatte Cristina Sande-Konrad für sich entschieden. Dem Wochen-Anzeiger sagte sie: Ich muss nicht immer am Smartphone hängen. Ein tolles Buch zu lesen, ist doch richtig klasse.“ Das haben sich ihre „Mitleser“ aus Hamborn, Walsum, Meiderich, Ruhrort, Homberg und Rheinhausen ebenfalls gedacht.

Das Ziel war die nächste Runde

Jeder der elf Zwischenrunden-Teilnehmer im Abtei-Gymnasium mit dem engagierten Ziel, in die nächste Runde zu kommen, hatte sein ganz persönliches Lieblingsbuch mitgenracht, aus dem er einige Passagen las, unter den strengen und aufmerksamen Augen und vor allem Ohren der Jury und der sie unterstützenden und kräftig die Daumen drückenden Eltern, Mitschüler und Lehrer. Die Auswahl der Bücher, für die sich die Schüler jetzt zum Vorlesen entschieden, reichte von Klassikern wie Michael Endes „Der Wunschpunsch“ über spannende Abenteuergeschichten und Reiseberichte bin hin zu Andrea Martins „Das Monsterorakel", das erst kürzlich veröffentlicht wurde. Für das Vorlesen aus ihrem Wunschbuch hatten die „Leseratten aus Leidenschaft“ drei Minuten Zeit.

Dann hatte ihnen die Jury noch einen Text an die Hand gegeben, den sie vorher nicht kannten. Als Fremdtext mussten sie ganze zwei, aber voll konzentrierte Minuten, auf die es ankam, aus dem Jugendbuch „Der 7. Sonntag im August“ vorlesen. Hier erlebt die elfjährige Freddy den letzten Sonntag in den Sommerferien immer wieder, so dass sie sich schließlich die Rückkehr zur Schule sehnlichst erwünscht. Ob dieser Wunsch auch auf die „Lese-Elf“ zutrifft, hat übrigens keiner verraten.

Jetzt ganz fest die Daumen drücken

„Die waren alle elf richtig gut“, lobte Lesepädagogin Marlott Rothoff-Wiegel, die zusammen mit Britta Fehlberg,Theaterreferentin der Stadt Duisburg, und Hanim Özata-Dakak, Lehrerin an der KGS Barbara-Schule, die Jury bildete. Aber gewinnen konnte letztlich nur eine oder einer. Die Wahl der Jury fiel auf Julien Herbst vom Homberger Franz-Haniel-Gymnasium. Eine der ersten Gratulantinnen war Mitstreiterin Cristina Sande-Konrad vom gastgebenden Abtei-Gymnasium. Organisatorin Isabell Olszak ergänzte: „Auch wenn er nicht von unserer Schule ist, wir drücken Julien ganz fest die Daumen.“

Jetzt geht es für den jungen Homberger in die Bezirksrunde nach Düsseldorf. Geht es da gut für ihn aus, nimmt er an der Landesausscheidung teil, ehe dann im Juni das Finale auf Bundesebene stattfindet.