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Nur wer aus der Vergangenheit lernt, kann die Zukunft verbessern

Schon zu Beginn unserer Führung wurden wir von einer Tonaufnahme empfangen, in welcher ein Bruchteil der Namen von Opfern aus Auschwitz aufgezählt wurde. Obwohl wir in jenem Augenblick den Boden des Konzentrationslagers noch nicht betreten hatten, setzte dies bereits den Ton für die restliche Führung.  

Zunächst waren es nur die Namen, später auch Gesichter und Besitztümer der Inhaftierten. Von Koffern, über Kleidung, bis hin zu Prothesen und Haaren, erlangten wir flüchtige Einblicke in Identität und Anzahl der Opfer, sowie in die Grausamkeit der Nazis. Das Lernen über angewandte Foltermethoden und Menschenexperimente unterstrich deren Brutalität, Gefühlslosigkeit und Unmenschlichkeit zunehmend. Durch weiteren Input unseres Guides und der ausgestellten Informationstafeln und Bilder, wurden wir stets an die Vielfalt der Toten erinnert, die weder durch Alter noch verschiedenster Volkszugehörigkeiten eingeschränkt worden war.  

Je mehr meine Wahrnehmung des Ausmaßes von Auschwitz wuchs, desto schwerer fiel es mir, auch den Überblick zu bewahren, da ausdrücklich vertieft wurde, dass es sich bei den Opfern nicht nur um Zahlen, sondern um reale Personen handelte, deren komplexe und individuellen Geschichten größtenteils in Auschwitz ein Ende gemacht wurde.  

Ich fragte mich, wie ich diesen Personen den meisten Respekt erweisen könnte, versuchte sie nicht auf ihren Tod zu reduzieren, indem ich mich auf Aufzeichnungen ihrer Existenz fokussierte. Nur Namen, Gesichter und Besitztümer stellen, wenn überhaupt, für die meisten einen Nachweis ihres Lebens dar. Dieses Schicksal verdient niemand und trotzdem wurde dessen Realität bei unserem Besuch im Konzentrationslager so spürbar, wie es in keinem Schulbuch werden könnte.  

Insgesamt hat diese fühlbare Erfahrung das Erarbeitete aus dem Geschichtsunterricht unglaublich nah gebracht. Eine solche Auseinandersetzung mit der Geschichte sollte sich  jeder einmal vornehmen, denn das Geschehene darf sich niemals wiederholen. Das Einzige, das solche Gräueltaten in der Zukunft verhindert, ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Gräueltaten der Vergangenheit.

Johanna Gorke, Jgst. 12, Februar 2025

Nein, denn es macht Geschichte greifbar!

Gedanken der Klasse 9a nach dem Besuch des Anne-Frank-Hauses am 02.05.2019.

  • Ich fand die Führung durch das Haus von Anne Frank sehr interessant, denn man konnte schon beim Hineingehen die Atmosphäre von damals spüren.
  • Ich fühlte, wie ein kalter Schauer mir den Rücken runter lief, als ich das Hinterhaus betrat.
  • In dem Moment, in dem man in den Raum hinter dem Bücherregal gegangen ist, wurde es dunkel und leise. Der Boden gab knarrende Geräusche von sich sobald man die kleinste Bewegung machte. Dieses Geräusch konnte man glaube ich durch das ganze Gebäude hören. Man konnte sich richtig in die Situation von Anne Frank versetzen, als man dort oben stand.
  • Ich fand den Besuch im Anne Frank Haus sehr beeindruckend. … Es war ein beklemmendes Gefühl, als ich mir vorstellte, dass alle acht Personen da lang liefen, wo ich lang gelaufen bin.
  • Es ist immer etwas Anderes, wenn man die Überreste von damals sehen und berühren kann. In dem Hinterhaus mit den geschlossenen Fenstern habe ich mich hilflos gefühlt. Das zeigt, wie stark man innerlich sein musste, in so einer schweren Zeit nicht aufzugeben und trotzdem Hoffnung zu haben.
  • Ich fand es beklemmend. Diese kleinen Räume und die abgedunkelten Fenster haben dem Ganzen etwas Düsteres gegeben. Es hat sich angefühlt, als ob man in einer Zelle stehen würde. Es war ja auch ein Gefängnis für Anne und die anderen. Es war irgendwie unangenehm in dem Zuhause von Verstorbenen zu sein und sich ihre persönlichen Dinge anzusehen. Ich fand es gut, dass sie die Räume nicht rekonstruiert haben.
  • Durch die kleinen Räume und die verdunkelten Fenster fühlte ich mich ein wenig bedrückt und es beeindruckt mich, wie sie es dort zwei Jahre aushalten konnten, ohne entdeckt zu werden.

Geschichtsunterricht muss bleiben

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Herzogenbusch, auch bekannt als Kamp Vught, einem der fünf deutschen Konzentrationslager in den Niederlanden, befindet sich heute die Gedenkstätte Vught. Von Januar 1943 bis September 1944 befanden sich dort 31 000 Menschen, 750 starben aufgrund von Hunger, Krankheiten, Misshandlungen oder wurden auf dem Exekutionsplatz in der Nähe des Lagers exekutiert. Unter den Gefangenen waren Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Kriminelle, Homosexuelle und politische Gefangene. Im Gegensatz zu den 12 000 verhafteten Juden wurden sie teilweise nur befristet inhaftiert. Der Großteil der inhaftierten Juden wurde in Vernichtungslagern ermordet.

Die Gedenkstätte zeigt nur einen kleinen Teil des damaligen Lagers. Es befinden sich dort noch drei nachgebaute Wachtürme, eine nachgebaute Baracke und das Krematorium. Die Baracke verdeutlicht, wie schlecht die Lebensbedingungen für die Inhaftierten waren. Schlafplätze in mehreren langen Reihen von dreistöckigen Betten, deren "Matratzen" mit Heu gefüllt waren, für die Menge an Menschen zu kleine Waschräume mit ausschließlich kaltem Wasser und täglich drei Mahlzeiten (morgens heißes Wasser, mittags Suppe und abends eine Scheibe Brot), die zusammen nicht einmal ganz einer unserer Mahlzeiten entsprechen. Bei Ankunft wurde jedem Inhaftierten sein Besitz genommen, jeder erhielt einheitliche Kleidung, sodass auch keine Verstauungsplätze nötig waren. Kleinigkeiten wurden in den "Matratzen" versteckt.

Das Krematorium beinhaltet zwei Öfen, in denen die Leichen verbrannt wurden, die zuvor in einem speziellen Raum obduziert wurden. Die Ärzte protokollierten falsche Todesursachen, wie z.B. Herzfehler oder Lungenentzündungen, um die an den Menschen begangenen Verbrechen zu vertuschen. Darüber hinaus wurde auf dem Gelände ein Kinderdenkmal errichtet, das an 1269 in Sobibor umgebrachte Kinder erinnern soll. Diese befanden sich nämlich erst im KZ Herzogenbusch, sollten dann aber in einem speziellen Kinderlager untergebracht werden. Da jedoch kein Kinderlager existierte, wurden sie mit Zügen in ein Vernichtungslager gebracht und dort ermordet.

Am Ende unserer Führung appellierte der Leiter an uns, wir sollten Diskriminierung stoppen, denn unter anderem dieses Konzentrationslager sei ihr Ergebnis. Und diese Worte haben sich in unseren Köpfen eingebrannt, denn sie sind sowohl wahr als auch sehr wichtig.

Wir haben alle gewisse Vorurteile gegenüber bestimmten Personengruppen, doch wir sollten versuchen, nicht jedes Individuum auf Grundlage von Stereotypen zu verurteilen. Jeder Mensch ist anders, jeder hat eine eigene Geschichte, jeder Mensch ist besonders und kann mit seiner Erfahrung zu unserer Gesellschaft beitragen.

Und wenn man sich vor Augen führt, wie den Inhaftierten bei ihrer Ankunft im Lager mit dem Anlegen der einheitlichen Kleidung ihre Persönlichkeit genommen wurde, wie ihnen durch Misshandlungen gezeigt wurde, dass sie weniger wert wären, und wie die Bedeutung ihres Lebens komplett ausgeblendet wurde, als sie auf dem Leichenkarren gestapelt in das Krematorium geschoben wurden, als wären sie leere Blätter, dann verspürt man nicht nur Trauer, sondern auch Empörung: Wie konnte man nur zulassen, dass sowas passiert?!

Doch nun liegt es in unseren Händen, dafür zu sorgen, dass sich ein derartiges Unglück nicht wiederholt. Unser Beitrag dazu beginnt schon damit, dass wir unsere Mitmenschen respektieren. Die Besuche derartiger Gedenkstätten sind somit von größter Bedeutung, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Das Betrachten aus der Nähe gibt einen ausführlicheren Eindruck und regt mehr zum Nachdenken an, als Bilder und Texte in Schulbüchern. Der Geschichtsunterricht sollte also nicht aus Kostengründen abgeschafft, sondern erweitert werden!

Martha, 2018

 

So fühlt man in der Klasse nicht Man denkt, man wüsste, was auf einen zukommt. Man hat viel über das Thema im der Schule gesprochen, viel erfahren und gelernt. Aber wie fühlt man sich, wenn man tatsächlich in Birkenau steht? Leer, eingeschüchtert, überwältigt beängstigt. Das Leid der Menschen nach zu empfinden ist unerträglich beschämend. Man schämt sich in den Momenten Deutsch zu sein. Die Verbrechen an unschuldigen Menschen mit ihrer Ignoranz, Verachtung und Brutalität erschüttern einen. Durch die Besichtigung konnte man sich unglaublich gut in das Leid, die Verzweiflung der Menschen hineinversetzen. Es schaudert einen am ganzen Körper. Und das ist das, was man oft empfindet: Schaudern. Das Gefühl wurde auch durch die Wetterlage nochmals unterstrichen. Kälte, Scham, Schaudern und tiefes Mitgefühl ist das, was ich empfunden habe.

Max, 2018